26 Krankenhaus-Gerhardushaus

Foto: St. Gerhardushospital vor der Erweiterung,
Stadtarchiv Drolshagen, Sammlung Felix Stahlhacke

Gerberstraße 37

Auf die unermüdliche Initiative des späteren Dechanten Gerhard Fischer wurde hier 1892 ein Krankenhaus gebaut und 1895 eröffnet, das zu seinen Ehren den Namen „Gerhardus-Haus“ erhielt. Aus den ersten Anfängen hat sich aus der Bewirtschaftung durch die Schwestern der Armen Franziskanerinnen zusätzlich eine Nähschule, ein Kindergarten und ein Pflegeheim für psychisch Kranke und ein Kindererholungsheim entwickelt.

Dechant Fischer schenkte das Krankenhaus der kath. Kirchengemeinde Drolshagen, welche das Haus mit dem dazugehörigen Gelände 1895 als Ordensniederlassung an die „Armen Franziskanerinnen Olpe“ weitergab. Die Ordensschwestern betreuten nicht nur die stationären Patienten sondern auch die Kranken und pflegebedürftigen Bewohner des Amtsbezirks Drolshagen. Schnell wurde eine Nähschule eingerichtet und ab 1908 ein Kindergarten. 1910 wurde das Josefshaus gebaut, um psychisch kranke Patientinnen aufzunehmen.

Auf Befehl der Wehrmacht und zum Leidwesen der betreuenden Nonnen wurden am 9. April 1943 77 Menschen, die dem Weltbild der Nationalsozialisten nicht entsprachen und deshalb in deren Staat als lebensunwert galten, aus dem Josefshaus in den frühen Morgenstunden in die Provinzialheilanstalt Marsberg deportiert. Für viele von ihnen war es ein Weg in den erbarmungslosen Tod. Eine Erinnerungstafel am Hauptportal erinnert an dieses Ereignis. Mehr dazu auf dieser Homepage: hier.

Während beider Weltkriege diente die Anlage als Reserve- bzw. Feldlazarett. Allein während des II. Weltkriegs wurden hier über 1.400 Verwundete Soldaten gepflegt und zusätzlich 1.500 zivile Kranke. Nach Kriegsende wurde das Josefshaus als Kinderheim eingerichtet, Hunderte Kinder aus den zerbombten Städten Westdeutschlands erholten sich hier über mehrere Wochen. 1964 richtete man ein Wohnheim für kranke und alte Ordensschwestern ein, das Krankenhaus allerdings schloss -zum Leidwesen der Drolshagener- 1967 seine Pforten. Danach wurden umfangreiche bauliche Veränderungen vorgenommen und ein Seniorenheim errichtet, wo heute über 100 ältere Menschen betreut werden, dem sich später eine Wohnanlage mit 36 altersgerechten Wohnungen anschloss.

Eine Luftaufnahme des Areals an der Drolshagener Gerberstraße (früher Felmickestraße) mit dem ab 1895 funktionierenden Sankt-Gerhardus-Hospital (verschieferter Fachwerkbau zur Linken), zur Rechten die 1910 errichtete Abteilung Sankt Joseph, in dem bis zur Deportation am 09. April 1943 die 77 Frauen mit Behinderung untergebracht waren, dazwischen der zunächst eingeschossige, 1926 erweiterte und dann dreigeschossige Haupttrakt Sankt Franziskus mit OP, Entbindungsstation und Krankenzimmern.
Auf der Südseite befand sich die über zwei Geschosse gehende, dem heiligen Franziskus geweihte Hauskapelle.
Zwischen dem Haupttrakt und der Abteilung Sankt Joseph lag, etwas zurück gesetzt, die sog. Klausur, also der den Ordensschwestern vorbehaltene Teil des Hauses, von dem es aber direkte Verbindungen in die anderen Gebäudeteile gab.
Gut zu erkennen auch der Kreuzweg entlang der Begrenzungshecke zur Breiten Wiese im Süden und das Kiefernwäldchen im Osten (links), in dem sich eine große Lourdes-Grotte befand.
Das Gebäude mit offener Vorhalle vorne rechts war die Abteilung Sankt Klara, in dem der ebenfalls von den Franziskanerinnen betreute Kindergarten und eine Nähschule untergebracht waren.
Daneben, am Bildrand, die Abteilung Maria Hilf, in dessen Erdgeschoss sich Stallungen für Schweine und Rinder befanden.
Im Obergeschoss waren Wohnungen für das landwirtschaftliche Hilfspersonal eingerichtet.

Abb. 2 und 3: Fotoarchiv der GFO

Foto: Fotoarchiv der GFO

Foto: Fotoarchiv der GFO
Auf dieser Nahaufnahme sind die Abteilungen Sankt Franziskus (links) und Sankt Joseph (rechts im Bild) des Sankt Gerhardus Hospitals gut zu erkennen, ebenso der ehemalige Seiteneingang und die Statue des Hl. Joseph in der zentralen Nische des Giebels neben dem Glockentürmchen.