Die Geschichte der Eisenbahn in Drolshagen

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23.10.2019

Wenn über 90 Personen den Vortragsraum des Heimathauses füllen und auch die noch herbeigebrachten Stühle nicht reichen, sodass etliche Besucher stehen mussten, ist dies ein besonderer Zuspruch, den eine Veranstaltung erfährt. Dies war bei dem Vortrag zur „Geschichte der Eisenbahn in Drolshagen“ von Sascha Koch, engagiertes Mitglied in Heimatgeschichte und Dorfgestaltung in Hützemert, der Fall. Gekommen waren wie immer Mitglieder des Heimatvereins, aber dieses Mal auch ganz viele Eisenbahnfreunde „beiderseits des Tunnels“ in Hützemert aus den Räumen Olpe und Bergneustadt.

Der Vortrag von Sascha Koch wurde durch ausgezeichnetes historisches Bildmaterial begleitet. Dazu konnte er auf eigene, von vielen historisch Interessierten und Eisenbahnfreunden zur Verfügung gestellten, sowie auf Fotos des Bergneustädter Fotografen Otto Alterauge zurückgreifen, der die Entwicklung der Bahnlinie bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs dokumentiert hatte. Erste Ideen zum Bau einer Bahnlinie, die über das Vollmetal verlaufen sollte, datieren auf das Jahr 1844. Da aber damals der Bau und Betrieb über private Gesellschaften erfolgte und die Gewinnerwartungen nicht ausreichten, wurden die Planungen erst durch den Preußischen Staat vorangetrieben, der in der Bahnlinie einen militärisch-strategischen Vorteil im Kriegsfall sah.


Koch erläuterte äußerst kurzweilig und immer in den historischen Kontext eingebettet die weitere Entwicklung anhand seines reichhaltigen Fotomaterials. Von den ersten Zügen mit einer kleinen Dampflok auf dem Wenkhauser Viadukt, verglichen mit einem der letzten Güterzüge mit einer für den Betrieb überdimensionierten Diesellok an derselben Stelle, über die Abreise der 1918 zum Kriegsdienst einberufenen Drolshagener bis zum letzten Schienenbus ging die fotografische Reise.

Dass die Bahnhofsgebäude an der Strecke baugleich waren, belegte der Referent ebenfalls an reichhaltigem Fotomaterial. Günter Schröder, Sohn des ehemaligen Bahnhofsvorstehers aus Eichen, erkannte sich auf einem der Fotos aus den 40ger Jahren wieder mit, wie er sagte, "Hosen bis unter die Arme". Sein Bruder, so berichtete Günter Schröder, habe im Hützemerter Bahnhof einmal gesagt: "Das ist ja wie bei uns zu Hause." Das Ende der Staatsstrecke Olpe - Bergneustadt über Drolshagen wurde abrupt herbeigeführt, als bekannt wurde, dass die Strecke Mitte der 70ger Jahre für die NATO keine strategische Bedeutung mehr hatte und diese damit auch die Zuschüsse zum Betrieb einstellte. Vom Personenverkehr, der zudem in Konkurrenz zum Busverkehr stand, und dem immer stärker zurückgehenden Güterverkehr ließ sich die Strecke nicht finanzieren.

Sascha Koch konnte auch einige Kuriositäten vorstellen wie das erste Todesopfer in Hützemert, der Hund des Bahnhofsvorstehers, die Umleitung der Kohlezüge nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Ruhrgebiet "ins Reich" über die Nebenstrecken an Drolshagen vorbei, um damit das Verbot der Belieferung über die Hauptstrecken zu umgehen. Auch einen ersten Elektrozug, der von einem Akku gespeist wurde, konnte er vorstellen und ein Kuriosum: der Hochzeitszug des Drolshagener Jochen Stahlhacke, aktives Mitglied der Olper Eisenbahnfreunde, der die Gäste mit den ansonsten in Olpe stationierten Waggons zur Feier von Drolshagen nach Hützemert brachte.

Eine Drolshagener Besonderheit war auch das "Stupperbähnchen" eine Schmalspurbahn, die den im Steinbruch "Im Stupper" gewonnenen Schotter zum Verladen an den Bahnhof Drolshagen verbrachte und die noch vielen bekannte Werksbahn von M&T im Stadtgebiet.

Während des Vortrags gab es immer wieder lebendige Ergänzungen und Korrekturen, vor allem von den anwesenden Eisenbahnfreunden, die der Referent gerne aufnahm und weiterführte. Zum Schluss bedankte sich Sascha Koch namentlich bei 21 Personen, die ihn bei seiner Recherche und mit Dokumenten und Fotomaterial versorgt hatten. Sozusagen als Zugabe zeigte er einen 1975 aus dem Führerstand eines Schienenbusses gedrehten Schmalfilm, des im Zuhörerraum sitzenden Olper Lokführers und Eisenbahnfreunds Walter Becher, der noch einmal die Strecke Bergneustadt nach Olpe, vorbei an Drolshagen mit Freude und Wehmut erleben ließ.

In der Gaststube des Heimathauses beim gemütlichen Treffen wurde noch lange gefachsimpelt und Erinnerungen ausgetauscht.