Geschichte St Clemens Kirche

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11.03.2020

Michael Bieker Foto: © Walter Wolf

Zur Geschichte der St. Clemens Kirche Drolshagen – Ein Vortrag von Michael Bieker Ungläubiges Staunen war auf den Gesichtern der über 50 Zuhörer des Vortrags von Michael Bieker aus Drolshagen – Lüdespert zu sehen. Was sollte es noch Neues geben zu der Geschichte der alten St. Clemens Kirche, nachdem es bereits viele Veröffentlichungen und Vorträge dazu gegeben hatte?

Der Referent wurde dem Anspruch in jeder Hinsicht gerecht und stellte erstaunliche Zusammenhänge und Ergebnisse vor. Ein besonderes Verdienst seiner Ausführungen lag in der Einbettung der Geschichte der alten Basilka in die mittelalterliche Reichs- und Kirchengeschichte und seine Interpretationen der alten Dokumente. Hier wie auch in der spezielleren Geschichte der Kirche konnte er eine Fülle von Daten, Personen und Zusammenhängen präsentieren, die trotz trockener Fakten eine äußerst spannende Erzählung wurden. Für seine umfangreiche und akribische Arbeit hatte Michael Bieker die einschlägigen Dokumente soweit wie möglich im Original zugrunde gelegt und zeigte dies auch in den entsprechenden Abbildungen in der PowerPoint Präsentation, die Stephan Schlösser erstellt hatte.


Michael Bieker verwies gleich zu Anfang auf eine sehr dürftige Dokumentenlage aus der Zeit des Baus der Kirche um 1050 herum, konnte aber über die Berichte der Brüder Gelenius aus dem 17. Jahrhundert wertvolle Rückschlüsse auf die Anfangszeit der Drolshagener Kirche ziehen. Den Berichten der Brüdern Gelenius lagen zahlreiche Handschriften und "alte Skriptueren“ zugrunde, von denen sie sich nach eigenem Bekunden "kritisch von der Aechtheit" überzeugten. Bieker verwies auf eine kleine Notiz auf „St. Clemens, Papst und Märtyrer, Kirche in Drolshagen, Westpahliae“ in den Berichten, die zwischen den Hinweisen von 1067 auf St. Georg in Köln und dem Kloster Grafschaft von 1072 stand. Aufgrund weiterer Hinweise in dem Bericht schloss Michael Bieker, dass den Brüdern Gelenius eine Quelle vorgelegen haben muss, die es ihnen ermöglichte, den Bau der Kirche für das 11. Jahrhunderts festzustellen. Mit weiteren Dokumenten konnte er diese Annahme untermauern und schloss, dass die Drolshagener Kirche zum Zeitpunkt der Gründung des für die Christianisierung des Sauerlandes wichtiges Kloster Grafschaft bereits existierte. Der Referent zog des Weiteren Rückschlüsse über die Mirakel- und Wunderberichte, die ein Mönch aus dem Kloster Siegburg in den Jahren 1183 - 1185 verfasst hattte, in denen das Dorf Drolshagen erstmalig erwähnt wurde. Aufgrund der Erwähnung eines Ortsgeistlichen kann auch auf die Existenz einer Kirche geschlossen werden.

Der Referent stellte die komplexen Verwicklungen und Intrigen des 11. Jahrhunderts ausführlich dar und konnte dabei auch den Einfluss von Anno II bei den Papstwahlen aufzeigen. Daraus sei auch, so Michael Bieker, zu schließen, dass über Anno II. eine Reliquie des Hl. Clemens nach Drolshagen gekommen sei.


"Man kann als gesichert annehmen, dass die Kirche in Drolshagen von Otto II von Zütphen, dem Herrn der Waldenburg, erbaut worden ist, denn die Kirche befand sich auf seinem Grund und Boden", referierte er. Dies war ein Akt der Sühne dafür, dass sein Erbe durch Untreue und Umsturzpläne gegenüber dem Kaiser mit einer Schuld belastet war. "Der Bau der Kirche auf diesem Erbgrund hätte die Schuld getilgt und eine Versöhnung mit den Saliern (die Kaiserdynastie) gebracht. Das ergibt sich aus den Zusammenhängen ihrer Entstehungszeit“, so Bieker. In weiteren Dokumenten, die der Referent in Abbildungen der Originale präsentierte, wird darauf verwiesen, dass um 1200 an der Kirche zwei Priester und mehrere andere Personen wie Küster wirkten und unter besonderem Schutz auch des Grundherrn der Kirche, Graf Hermann II von Ravensberg stand. Dies sei ein Hinweis, "dass die St. Clemens Kirche mehr als eine unbedeutende, mittelalterliche Dorfkirche war“, so Michael Bieker. Der Referent wies desweiteren anhand der sogenannten "Gründungsurkunde" nach, dass eine Gründung des Klosters nicht erst im Jahr 1235 durch Heinrich II von Sayn und seine Frau Mechthild von Landsberg erfolgte, sondern dass bereits zu diesem Zeitpunkt das Kloster in Drolshagen existiert haben muss. Der Referent zeigte weiter auf, dass nicht das Kloster, sondern die Kirche hohe Bedeutung gehabt haben muss. Dies belegte er wiederum durch die Vorlage ausgewählter Urkunden. Unter diesen war eine Bitte des Erzbischofs von Köln aus dem Jahre 1242 "zum Lobe Gottes und der Jungfrau Maria" in der ganzen Kölner Kirchenprovinz, die von Osnabrück bis nach Burgund ging, für den Bau der Kirche in Drolshagen zu spenden. Wahrscheinlich, so schloss Bieker, war die Drolshagener Kirche eine bedeutende überregionale Wallfahrtskirche, die die Pilger zu den Reliquien des Hl. Clemens getrieben hat. Für das Kloster war sie damit auch unter ökonomischen Gesichtspunkten attraktiv, da die Besitztümer des Klosters wohl nicht zum Unterhalt ausreichten.


"Die Bedeutung der Kirche zeigt sich auch darin", so Michael Bieker, "dass der Erzbischof 1243 allen, die zur Altarweihe nach Drolshagen kamen, einen Ablass gewährte und die Geistlichen der Kölner Diözese aufforderte, dies ihren Pfarrkindern anzuzeigen". Abschließend ging der Referent noch einmal auf den Turm der St. Clemenskirche ein und wies auf, dass es sich nicht um einen Wehrturm, sondern von Anfang an um einen Glockenturm gehandelt hat. Da bereits 1232 eine Urkunde einen Glöckner erwähnt, ist zu schließen, dass es bereits damals mehrere Glocken gab und dieser für ein harmonisches Geläut sorgen konnte, aber auch für Botschaften über Land. Eine endgültige Klärung des Alters des Turms ist aber erst durch neue Methoden der Bestimmung über den Mörtel möglich. Das wäre noch eine Aufgabe für die Zukunft.

Michael Bieker wird diese Recherche und weitere in einem auf drei Bände angelegten Buchprojekt veröffentlichen.