Schicksale der Deportierten

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Die Schicksale von 75 deportierten Frauen konnten wir recherchieren.

 In Marsberg starben 22 Frauen aus dem St. Gerhardus-Hospital

Schon am 22.04.1943 starb Anna im Alter von 55 Jahren, keine 2 Wochen nach der Deportation („Verlegung“). Geboren wurde sie 1887 in Dortmund. Anna wurde 1908 im Alter von 21 Jahren aus Niedermarsberg nach Drolshagen überwiesen. Hier lebte sie 34 Jahre.

Am 29.04.1943, genau eine Woche später, folgte ihr die 57-Jährige Maria aus Benolpe bei Welschen-Ennest, Jahrgang 1885. Bevor sie 1929 als 43-Jährige in das St. Gerhardus-Hospital eingewiesen wurde, hatte sie als Hausangestellte gearbeitet. In Drolshagen lebte sie 13 Jahre.

Auch Maria, die 1912 in Gelsenkirchen geboren wurde, überstand keine 2 Monate in Marsberg. Sie starb am 04.06.1943 im Alter von nur 30 Jahren. 1938 war sie als 25-Jährige durch die Fürsorge in das St. Gerhardus-Hospital eingewiesen worden. Hier lebte sie 5 Jahre.

Eine Woche später am 11.06.1943 folgte ihr Bernhardine, mit 77 Jahren die älteste der aus Drolshagen „verlegten“ Frauen. 1866 in Coesfeld geboren kam sie 1934 als 68-Jährige aus der Provinzial-Heilanstalt Münster nach Drolshagen. Hier lebte sie 9 Jahre.

Nach weiteren 8 Tagen, am 19.06.1943, starb Barbara, Jahrgang 1885 im Alter von 58 Jahren. Auch sie kam 1908 damals 23-jährig über Niedermarsberg nach Drolshagen. Hier lebte sie 34 Jahre.

Nur 6 Tage später, am 25.06.1943 folgte ihr die 64 Jahre alte Christine, geboren 1879 im Kreis Ahaus. 1934 wurde sie im Alter von 54 Jahren aus der Provinzial-Heilanstalt Münster in das St. Gerhardus-Hospital überwiesen. Hier lebte sie 9 Jahre.

Die nächste Patientin starb nach weiteren zehn Tagen am 05.07.1943. Martha, Jahrgang 1899, stammte aus Münster. Im Alter von 35 Jahren wurde sie 1934 aus der Provinzial-Heilanstalt Münster nach Drolshagen überwiesen. Hier lebte sie 9 Jahre. Martha wurde nur 44 Jahre alt.

Ihr folgte Paula genau zwei Wochen später am 19.07.1943. Im Jahr 1913 in Schönholthausen geboren, wurde sie bereits 1922 als 9-jähriges Mädchen aus Marsberg in das St. Gerhardus-Hospital überwiesen. Hier lebte sie 2 Jahrzehnte lang. Paula wurde nur 29 Jahre alt.

Christine, geboren 1909 in Horstmar, starb im Alter von nur 34 Jahren am 01.09.1943 nach weniger als 5 Monaten Aufenthalt in Marsberg. Auch sie wurde schon als junges Mädchen im Alter von 13 in Drolshagen aufgenommen, wo sie den größten Teil ihres Lebens – 19 Jahre verbrachte.

Augustine wurde 1910 in Gelsenkirchen geboren. Bereits 1922 wurde sie als 12-jähriges Mädchen auf der Station St. Joseph aufgenommen, wo sie 2 Jahrzehnte ihres kurzen Lebens verbrachte. Sie starb am 21.09.1943 wenige Tage nach ihrem 33. Geburtstag in der Provinzial-Heilanstalt Marsberg.

Adolfine, geboren 1904 in Höingen starb 4 Tage später am 26.09.1943 im Alter von 39 Jahren. Auf die Station St. Joseph kam sie 1939 als 35-Jährige. Hier lebte sie 3 Jahre.

Nach weiteren 11 Tagen, am 07.10.1943, starb Maria, geboren 1910 kurz vor ihrem 33. Geburtstag. Geboren im Kreis Witten wurde sie 1936 als junge Frau von 25 Jahren auf die Station St. Joseph aufgenommen. Hier verbrachte sie 6 Jahre ihres kurzen Lebens.

Eine Woche später, am 14.10.1943, starb Wilhelmine – 42 Jahre alt. Geboren wurde sie 1901 in Bochum und wurde als 21-Jährige 1922 aus Marsberg nach Drolshagen überwiesen, wo sie 20 Jahre ihres Leben verbrachte.

Regina wurde 1878 in Olpe geboren und 1928 im Alter von 50 Jahren in das St. Gerhardus-Hospital eingewiesen. Hier lebte sie 14 Jahre. Regina starb 65-jährig am 26.11.1943.

Auch Philomena, Jahrgang 1903 starb innerhalb des ersten Jahres in Marsberg am 10.02.1944 im Alter von nur 40 Jahren. Aus Borgholz stammend kam sie bereits 1908 als kleines Mädchen von 5 Jahren in eine Anstalt, nach Drolshagen wurde sie 1927 überwiesen. Hier lebte sie 15 Jahre.

Johanna, Jahrgang 1869 gehörte zu den ältesten Frauen der 1943 verlegten Gruppe. Sie stammte aus Westhofen und wurde 1912 damals 42-jährig im St. Gerhardus-Haus aufgenommen. Dort verbrachte sie mehr als drei Jahrzehnte ehe sie nach Marsberg „verlegt“ wurde. Johanna verstarb im Alter von 74 Jahren am 10.06.1944 in Marsberg.

Auch Klara, die 1876 in Münster geboren wurde, gehörte zu den älteren Frauen. 1934 wurde sie, damals 57-jährig aus der Provinzial-Heilanstalt Münster in das St. Gerhardus-Haus überwiesen. Hier lebte sie 9 Jahre. Klara starb 67-jährig am 05.09.1944.

Anna, geboren 1892 in Selm, wurde 1929 aus der Provinzial-Heilanstalt Münster nach Drolshagen überwiesen. Hier lebte sie 14 Jahre. Ihr Todestag war der 01.04.1945, kurz nachdem die Amerikaner in Marsberg einmarschiert waren. Anna wurde 52 Jahre alt.

Maria, geboren 1881 in Essentho bei Büren, starb am 17.04.1945 weniger als 3 Wochen nach dem Einmarsch der Amerikaner im Alter von 64 Jahren. Sie war als 27-Jährige 1908 aus Niedermarsberg in das St. Gerhardus-Hospital überwiesen worden. Und lebte hier 34 Jahre. Bei der Deportation nach Marsberg war sie 62.

Maria, Jahrgang 1895 wurde 1910 als 15-jähriges Mädchen aus Niedermarsberg nach Drolshagen überwiesen. Hier lebte sie 32 Jahre. Ihr Todestag war der 13.11.1945, ein halbes Jahr nach der Kapitulation. Sie wurde 50 Jahre alt.

Martha wurde 1891 in Werdohl geboren. Auch sie starb innerhalb der ersten 6 Nachkriegsmonate am 14.11.1945 im Alter von 54 Jahren.

Und auch Maria, die 1901 in Siegen geboren wurde und am 24.01.1946, mehr als 8 Monate nach Kriegsende starb, war vermutlich noch ein spätes Opfer. Sie wurde 1933 im Alter von 32 Jahren in das St. Gerhardus-Hospital eingewiesen und lebte dort 9 Jahre.

Ein Kreuz an der Gedenkstätte in Międzyrzecz heute
Foto: ©Stanikmcz

Nach Obrawalde bei Meseritz werden 21 Frauen aus dem St. Gerhardus-Hospital deportiert

Am 4.10.1943 wurden aus der Provinzial-Heilanstalt Marsberg insgesamt 203 Patienten in die über 470 km entfernte Provinzial-Heilanstalt Obrawalde bei Meseritz in Westpreußen (heute Międzyrzecz in Polen) deportiert, darunter 21 Frauen aus der ehemaligen Abteilung St. Joseph des Drolshagener St. Gerhardus-Hospitals. Diesen Transport mussten die Kranken ebenfalls per Bahn zurücklegen und das unter den widrigen Umständen, die der Luftkrieg mit sich brachte. Wiederum wurde die „Verlegung“ damit begründet, dass die Anstalt dringend als Ausweich-Krankenhaus benötigt würde.

Die Heilanstalt Meseritz wurde ähnlich der hessischen Landesheilanstalt Hadamar von den Nationalsozialisten als Tötungsanstalt missbraucht. Wer hier das Selektionskriterium „arbeitsfähig“ nicht erfüllte, wurde innerhalb weniger Tage mit Medikamenten ermordet. Von 139 Männern und 64 Frauen, die sich in dem Transport aus Marsberg befanden, waren im Oktober 1944 mindestens 74 Männer und 52 Frauen gestorben. Das Schicksal der übrigen Patienten bleibt offen.


(In Klammern die Nummer aus dem Sterbebuch des Standesamtes Meseritz)

Auguste, geboren 1920 in Bochum, wurde schon 1923 im Alter von 2 Jahren in einer Anstalt aufgenommen. Nach Drolshagen kam sie 1927, wo sie 15 Jahre bis zu ihrer „Verlegung“ lebte. Am 9. April 1943 war sie gerade einmal 22 Jahre alt. (1359)

Elfriede aus Siegen, ebenfalls 1920 geboren, wurde mit 9 Jahren vermutlich aus dem Stift Maria Hilf Tilbeck nach Drolshagen überwiesen. Sie lebte 13 Jahre im St. Gerhardus-Hospital. Elfriede war am 9. April erst 23 Jahre alt. (1319)

Maria, geboren 1908 in Langendreer, kam mit 17 nach Drolshagen, und lebte dort weitere 17 Jahre. Zum Zeitpunkt ihrer „Verlegung“ war sie 34. (1272)

Maria wurde 1906 in Herne geboren. Auf die Station St. Joseph kam sie mit 27 Jahren, nachdem sie vorher in der Provinzial-Heilanstalt Münster untergebracht war. In Drolshagen verbrachte sie 9 Jahre ihres Lebens und wurde im Alter von 36 Jahren nach Marsberg „verlegt“.

Maria, geboren 1907 in Bochum, auch sie wurde 1934 im Alter von 27 Jahren aus der Provinzial-Heilanstalt Münster in das St. Gerhardus-Haus überwiesen. 9 Jahre ihres Lebens verbrachte sie dort. Im April 1943 war sie 36. (1341)

Else aus Herne, Jahrgang 1905 wurde mit 17 eingewiesen. Den größten Teil ihres Lebens, 20 Jahre, verbrachte sie in Drolshagen. Am Tag der Deportation war sie 37 Jahre alt.

Elisabeth aus Jekern, ebenfalls 1905 geboren und mit 17 in Drolshagen aufgenommen. Auch sie war erst 37. (1312)

Gertrud 1904 in Hiltrup geboren, kam mit 29 aus der Provinzial-Heilanstalt Münster in das St. Gerhardus-Hospital, lebte dort für 9 Jahre und wurde im Alter von 38 nach Marsberg deportiert. (1369)

Emilie, geboren 1903 in Olpe, mit 22 in Drolshagen aufgenommen, lebte hier 17 Jahre. Am Tag der „Verlegung“ war sie 39. (1327)

Hedwig aus Herne war Jahrgang 1902. Als sie 1929 aus der Provinzial-Heilanstalt Münster in das St. Gerhardus-Haus überwiesen wurde, war sie 26. Hier verbrachte sie weitere 14 Jahre. Am 9. April 1943 war sie 40 Jahre alt. (Sterbedatum 10.11.1943, 1557)

Ida wurde 1901 in Bochum geboren. Mit 33 kam sie aus der Provinzial-Heilanstalt Münster auf die Station St. Joseph, wo sie 9 Jahre verbrachte, bis sie im Alter von 42 Jahren nach Marsberg „verlegt“ wurde. (1303)

Josefa aus Holzen, Jahrgang 1899, wurde mit 29 aus der Provinzial-Heilanstalt Münster nach Drolshagen überwiesen. 14 Jahre lebte sie im St. Gerhardus-Hospital. Im April 1943 war Josefa 43 Jahre alt. (Sterbedatum 13.11.1943, 1582)

Bernhardina, geboren 1895 in Brüninghausen, 1912 kam sie mit 16 nach Drolshagen und verbrachte dort mehr als 3 Jahrzehnte. „Verlegt“ wurde sie im Alter von 47 Jahren.

Bernardine aus Havixbeck war ebenfalls Jahrgang 1895. Sie wurde 1917 mit 21 Jahren in eine Anstalt eingewiesen, 1927 kam sie in das St. Gerhardus-Haus, wo sie weitere 15 Jahre verbrachte. Auch sie war zum Zeitpunkt der Deportation 47 Jahre alt. (Sterbedatum 26.10.1943, Nr. 1427)

Anna Maria wurde 1894 in Wadersloh geboren. Im Alter von 34 Jahren wurde sie in Drolshagen aufgenommen und lebte dort 14 Jahre. Im Alter von 48 Jahren wurde Anna Maria nach Marsberg „verlegt“. (1283)

Johanna, geboren 1894 in Münster, wurde 1934 mit 40 aus der Provinzial-Heilanstalt-Münster in das St. Gerhardus-Hospital überwiesen, verbrachte dort 9 Jahre und war bei der Auflösung der Station St. Joseph 49 Jahre alt. (1383)

Wilhelmine wurde 1891 in Oberhundem geboren. Nach Drolshagen kam sie im Alter von 33 und wurde nach 17 Jahren nach Marsberg „verlegt“ Zu diesem Zeitpunkt war sie 51 Jahre alt. (1275)

Elisabeth wurde 1891 in Dortmund geboren. 1925 wurde sie auf der Station St. Joseph aufgenommen. 18 Jahre verbrachte Elisabeth dort bis zu ihrer Deportation im Alter von 51 Jahren. (1290)

Alwine, 1881 geboren im Münster, wurde 1934 im Alter von 53 Jahren aus der Provinzial-Heilanstalt Münster nach Drolshagen überwiesen, hier verbrachte sie 9 Jahre bis sie im April 1943 im Alter von 62 Jahren nach Marsberg „verlegt“ wurde. (1329)

Wilhelmine aus Allenhagen, Jahrgang 1873, wurde 1898 vermutlich aus dem Stift Maria Hilf Tilbeck überwiesen und als eine der ersten Patientinnen im Alter von 25 Jahren in Drolshagen aufgenommen. Sie verbrachte dort den größten Teil ihres Lebens – 44 Jahre. Mit 69 Jahren wurde sie 1943 nach Marsberg gebracht. (1271)

Theresia, geboren 1870 in Elspe. Mit 72 gehörte sie zu den ältesten Frauen der Deportation. Aus Niedermarsberg wurde sie im Alter von 40 Jahren nach Drolshagen überwiesen und hatte dort 32 Jahre ihres Lebens verbracht. (1316)


Nach Lüben werden 9 Frauen der Station St. Joseph verlegt

Am 5.10.1943 wurden aus der Provinzial-Heilanstalt Marsberg insgesamt 76 Patienten in die über 500 km entfernte Heil- und Pflegeanstalt Lüben in Niederschlesien (heute Lubin in Polen) deportiert, darunter 9 Frauen aus der ehemaligen Abteilung St. Joseph des Drolshagener St. Gerhardus-Hospitals. Diese Reise mussten die Kranken ebenfalls per Bahn zurücklegen und das unter den widrigen Umständen, die der Luftkrieg mit sich brachte. Wiederum wurde die „Verlegung“ damit begründet, dass die Anstalt dringend als Ausweichkrankenhaus benötigt würde. Das Schicksal dieser Patienten bleibt offen.


Theresia, geboren 1918 in Voerden, kam schon als kleines Mädchen im Alter von 6 Jahren auf die Station St. Joseph. Am 9. April 1943 war sie erst 25 Jahre alt. Eingewiesen und auch „verlegt“ wurde sie zusammen mit ihrer älteren Schwester

Maria Anna, geboren 1914 ebenfalls in Voerden, bei ihrer Einweisung noch ein Kind von 10 Jahren. Sie verbrachte 18 Jahre ihres Lebens zusammen mit ihrer Schwester Theresia im St. Gerhardus-Hospital. Bei der Auflösung der Station war sie 28 Jahre alt.

Angela, geboren 1900 in Annen, war 17 Jahre alt als sie nach Drolshagen kam. 25 Jahre lebte sie im St.-Gerhardus-Hospital ehe sie im Alter von 42 Jahren zunächst nach Marsberg, dann nach Lüben deportiert wurde.

Anna wurde 1899 in Horst geboren. Im Alter von 23 Jahren wurde sie aus Marsberg nach Drolshagen überwiesen. Dort verbrachte sie 20 Jahre. Bei ihrer „Verlegung“ war sie 43 Jahre alt.

Julia, geboren 1892 in Welver, kam im Alter von 18 Jahren aus der Heilanstalt Niedermarsberg nach Drolshagen. Dort lebte sie 32 Jahre um dann im Alter von 51 erst nach Marsberg und dann nach Lüben deportiert zu werden.

Eva wurde 1890 geboren. Auch sie wurde im Alter von 18 Jahren aus Niedermarsberg auf die Station St. Joseph überwiesen, wo sie 34 Jahre ihres Lebens verbrachte. Zum Zeitpunkt der „Verlegung“ war sie 52 Jahre alt.

Paula, geboren 1888 kam erst im Alter von 37 Jahren in das St. Gerhardus-Haus. Dort lebte sie 16 Jahre bis sie im Alter von 54 „verlegt“ wurde.

Anna wurde 1888 in Lintel geboren und mit 31 Jahren in Drolshagen aufgenommen. Hier verbrachte sie 24 Jahre ihres Lebens. Bei Auflösung der Station war sie 55.

Maria, geboren 1874 in Wanne-Eickel, sie wurde im Alter von 59 Jahren aus der Provinzial-Heilanstalt Münster nach Drolshagen überwiesen. Sie war bei der Deportation nach Marsberg bereits 69 Jahre alt.


In Marsberg überlebten 25 Drolshagener Pfleglinge

Nicht alle Patientinnen sind nach der Deportation aus Drolshagen im Rahmen der sogenannten „Aktion Brandt“ der Ermordung durch „Spritzen“ oder „Verhungern lassen“ zum Opfer gefallen. Das Selektionskriterium „Arbeitsfähigkeit“ wurde von einigen der Drolshagener Pfleglinge erfüllt. Dadurch hatten sie eine Chance im Betrieb der Provinzial-Heilanstalt Marsberg zu überleben. Es gehörte zum Konzept der psychiatrischen Anstalten, ihre Patienten nach Möglichkeit als Arbeitskräfte in Haus- und Landwirtschaft einzusetzen.

Der Aufenthalt in der Heilanstalt war während des Krieges und auch in den ersten Nachkriegsjahren geprägt durch Überbelegung mit Psychiatriepatienten und Kranken aus einquartierten Krankenhäusern der Umgebung.

Die Überlebenden haben in Marsberg sicherlich ein Martyrium durchlitten, wie wir es uns heute kaum vorstellen können. Menschen, die schon durch ihre Behinderung einen schweren Stand im Leben hatten, waren hier der Verwahrlosung und dem Hunger ausgesetzt. Aber - sie haben überlebt.

Im Aufnahmebuch der Provinzial-Heilanstalt Marsberg finden sich Daten zum weiteren Lebensweg der 25 Patientinnen, die die schrecklichen Kriegsjahre und die chaotische Zeit in der frühen Nachkriegspsychiatrie überlebt haben. Eingetragen sind zum einen Todesdaten, Verlege- sowie Entlassungsdaten und zum anderen der Hinweis darauf, dass die Patientendaten 1960 in ein neues Karteikartensystem übernommen worden sind.


Emilie wurde 1914 in Bochum geboren und kam schon im Alter von 9 Jahren nach Drolshagen. Nach 18 Jahren wurde sie 1943 im Alter von 28 Jahren nach Marsberg deportiert, wo sie sich noch 1960 befand.

Auch Sybilla aus Reh bei Hohenlimburg lebte noch 1960 in Marsberg. Sie war Jahrgang 1912. Im Alter von nur 15 Jahren kam sie in das St. Gerhardus-Haus und lebte dort für 14 Jahre bis sie damals 30-jährig nach Marsberg „verlegt“ wurde.

Hedwig aus Maumke, auch sie war Jahrgang 1912 wurde als 15-Jährige zusammen mit ihrer älteren Schwester Theresia in Drolshagen aufgenommen. 1943 wurden die Schwestern im Alter von 31 und 33 Jahren nach Marsberg „verlegt“ und lebten dort noch 1948 im St. Johannes Stift.

Theresia aus Maumke, Jahrgang 1909, wurde als 18-Jährige zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Hedwig in Drolshagen aufgenommen und 1943 nach Marsberg deportiert und lebte dort 1948 im St. Johannes Stift.

Luise wurde 1910 in Velmede geboren. Im Sommer 1942 wurde sie in das St. Gerhardus-Hospital eingewiesen. Sie lebte nur 8 Monate hier und kam als damals 32-Jährige in die Provinzial-Heilanstalt in Marsberg. Dort starb sie im Sommer 1958 im Alter von 48 Jahren.

Elisabeth, geboren 1905 in Oestrich, wurde 1922 mit 17 aus Marsberg nach Drolshagen überwiesen. Hier lebte sie 20 Jahre bis sie 1943 im Alter von 37 Jahren zurück nach Marsberg und 1953 nach Münster verlegt wurde.

Franziska stammte aus Bochum und war ebenfalls 1905 geboren. Sie wurde mit 28 aus der Provinzial-Heilanstalt Münster nach Drolshagen überwiesen und verbrachte hier 9 Jahre. Am 9. April 1943 war sie 37. In Marsberg lebte sie noch 1960.

Anna, geboren 1900 in Höntrop wurde mit 16 Jahren in eine Anstalt eingewiesen. 1927 kam sie nach Drolshagen, wo sie 15 Jahre bis zur Deportation von 1943 lebte. In Marsberg wurde sie im Alter von 43 Jahren aufgenommen und lebte dort noch 1960.

Antonia wurde 1899 in Ibbenbüren geboren. Im Alter von 23 Jahren wurde sie aus Marsberg in das St. Gerhardus-Hospital überwiesen. Hier lebte sie bis zu ihrem 43. Lebensjahr. In Marsberg verbrachte sie weitere 6 Jahre und wurde 1949 in die Provinzial-Heilanstalt Lengerich verlegt.

Gertrud aus Dengden, Jahrgang 1898 kam 1922 mit 24 Jahren aus Marsberg nach Drolshagen. Hier lebte sie 20 Jahre. Zum Zeitpunkt der Deportation war sie 44 Jahre alt. In Marsberg verbrachte Gertrud nochmals fast 10 Jahre bis sie 1953 nach Münster überwiesen wurde.

Marianne aus Witten, ebenfalls Jahrgang 1898 kam als 30-Jährige 1929 aus der Provinzial-Heilanstalt Münster nach Drolshagen. Hier lebte sie 14 Jahre. Mit 44 Jahren wurde sie 1943 in der Provinzialheilanstalt Marsberg aufgenommen, verbrachte dort weitere 7 Jahre bis sie im Mai 1950 nach Warstein überwiesen wurde.

Johanna wurde 1899 in Frohlinde geboren. 1922 wurde sie damals 23-jährig aus Marsberg nach Drolshagen überwiesen. Hier lebte sie 20 Jahre. Im April 1943 kam sie mit 44 Jahren zurück nach Marsberg, wo sie sich auch noch 1960 befand.

Johanna, geboren 1898 in Kirchderne war 15 als sie 1914 auf die Station St. Joseph aufgenommen wurde, wo sie die nächsten 29 Jahre verbrachte. Mit 45 kam sie 1943 nach Marsberg und lebte dort noch 1960.

Maria aus Gelsenkirchen war Jahrgang 1893. Sie wurde 1912, damals 18-jährig, im St. Gerhardus-Hospital aufgenommen. Bis zur Auflösung der Station lebt sie hier 31 Jahre und wurde 1943 als 49-Jährige in Marsberg aufgenommen. Dort lebte sie noch 1960.

Bernardine wurde 1894 in Olpe geboren. 1910 wurde sie im Alter von 16 Jahren aus Niedermarsberg nach Drolshagen überwiesen. Als die Station St. Joseph in Drolshagen aufgelöst wurde, war sie 49 Jahre alt und hatte 32 dort gelebt. Nach weiteren 11 Jahren in Marsberg wurde sie 1954 nach Geseke überwiesen.

Elisabeth Franziska, geboren 1892 in Willebadessen wurde 1939 als 46-Jährige im St. Gerhardus-Hospital aufgenommen, wo sie 4 Jahre bis zur Auflösung der Station lebte. Als 50-Jährige kam sie dann in die Heilanstalt Marsberg und nach weiteren 10 Jahren wurde sie nach Münster überwiesen.

Maria wurde 1890 in Herten geboren. Als 20-Jährige wurde sie 1910 aus Niedermarsberg nach Drolshagen überwiesen, wo sie die nächsten 32 Jahre lebte, bis sie als 53 Jährige nach Marsberg deportiert wurde und dort weitere 17 Jahre verbrachte, bis sie 1950 nach Gütersloh kam.

Maria aus Beckum, Kreis Münster, Jahrgang 1888 wurde als 34-Jährige 1922 aus Marsberg nach Drolshagen überwiesen. Hier lebte sie 20 Jahre. Bei der „Verlegung“ nach Marsberg war sie 55 Jahre alt. Dort starb sie 1952.

Agnes aus Hörde, Jahrgang 1888, kam mit 18 nach Drolshagen, lebte hier 36 Jahre im St. Gerhardus-Hospital und wurde damals 55-jährig nach Marsberg „verlegt“. Dort starb sie 1953.

Dorothea, 1884 in Dahlheim geboren, wurde 1908 in einer Anstalt aufgenommen und kam 1927 im Alter von 24 Jahren auf die Station St. Joseph. Dort lebte sie 15 Jahre. Im Alter von 58 Jahren wurde sie in die Provinzial-Heilanstalt Marsberg deportiert und verbrachte dort noch fast 9 Jahre bis sie 1952 als 67-Jährige als „gebessert“ entlassen wurde.

Rosalia, geboren 1881 in Dortmund, wurde 1934 als 52-jährige aus der Provinzial-Heilanstalt Münster nach Drolshagen überwiesen. Hier lebte sie 9 Jahre, bis sie 1943 im Alter von 61 Jahren nach Marsberg „verlegt“ wurde. Dort lebte sie noch 1960.

Wilhelmine wurde 1879 in Hofstede bei Bochum geboren. Im Alter von 19 Jahren kam sie 1898 als eine der ersten Patientinnen in das St. Gerhardus-Haus. Dort verbrachte sie 44 Jahre, den größten Teil ihres Lebens. Mit 63 Jahren erfolgte die „Verlegung“ nach Marsberg. Wilhelmine starb dort 1957 im Alter von 77 Jahren.

Elisabeth, geboren 1879 in Dortmund. Sie kam 1906 im Alter von 27 Jahren nach Drolshagen. Hier lebte sie 36 Jahre. Im April 1943 war sie bereits 64 Jahre alt. Die Zeit bis zu ihrer Entlassung im Jahr 1956 im Alter von 77 Jahren verbrachte sie in der Heilanstalt in Marsberg.

Wilhelmine aus Kirchderne, Jahrgang 1875 war schon 58 Jahre als sie 1934 aus der Provinzial-Heilanstalt Münster nach Drolshagen kam. Hier lebte sie weitere 9 Jahre. Als sie 1943 nach Marsberg deportiert wurde, war sie 67 Jahre alt und zählte damit zu den ältesten der Gruppe. Sie starb Ende 1949 im Alter von 74 Jahren in Marsberg.

Helena wurde 1874 in Wetter geboren. 1929 wurde sie damals 55-jährig aus der Provinzial-Heilanstalt Münster in das St. Gerhardus-Hospital überwiesen und lebte dort 14 Jahre. Bei der Aufnahme in Marsberg im April 1943 war sie bereits 69 Jahre alt. In Marsberg verbrachte sie noch mehr als 11 Jahre, bis sie Ende 1954 verstarb.